So, nach leichten technikbedingten Anlaufschwierigkeiten geht es nun endlich los mit dem Blog zu unserem Polenaustausch! Gleich zu Beginn möchten wir dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. danken, ohne dessen umfassende Unterstützung diese Reise nicht möglich wäre.

 

02. Juli: Breslau

Am 02. Juli 2014 brachen wir, 19 Schülerinnen und Schüler der neunten Jahrgangsstufe und unser Nesthäkchen, Gabriel Schmidt aus der 8. Klasse, zusammen mit unseren Lehrkräften Frau Bellmann und Herr Gläser zu einem elftägigen Schüleraustausch nach Polen auf. Wir wussten, dass wir uns aus mehreren Gründen auf ein Wagnis eingelassen hatten. Zum einen gehen die Austauschfahrten gemeinhin eher in Länder Westeuropas und weniger in den Osten Europas, zum anderen standen auch sehr traurige und sicherlich deprimierende, jedoch gerade für uns Deutsche besonders wichtige Programmpunkte wie der Besuch von Ausschwitz auf dem Plan.

Die Abfahrt aus Gaimersheim verlief reibungslos und zügig, das Abenteuer konnte beginnen. Nach einer mehrstündigen Fahrt ohne besondere Zwischenfälle – aufs Angenehmste chauffiert wurden wir von unseren beiden Busfahrern Jürgen und Peter – kamen wir endlich an der deutsch-polnischen Grenze an. Doch obwohl das vereinte Europa längst freie Fahrt über Ländergrenzen verspricht, kam es zu einem ungeplanten Grenzaufenthalt, der hinsichtlich seiner Dauer wohl locker mit den Wartezeiten einer „echten“ Grenzüberquerung mithalten konnte. Dabei wurden wir nicht kontrolliert oder hatten eine Panne, nein, der Teufel steckte im Detail. Die Beschaffung des Vignettengerätes stellte sich als Großprojekt heraus, das über eine Stunde Zeit in Anspruch nahm. Wir wussten jedoch die Zeit zu nutzen und verbrachten die immer länger werdende Wartezeit mit gemeinsamem Singen, Gitarrespielen bzw. Frisbee- und Volleyballspielen. Kurz vor sechs Uhr erreichten wir schließlich Breslau – oder besser und polnisch gesagt – Wrocław. Dabei durften wir wieder einmal erfahren, was es bedeutet, wenn der äußere Schein trügt: In banger Erwartung verfolgten wir die Anfahrt durch die Vororte Wrocławs und fragten uns – während an uns Häuserblock an Häuserblock tristen Ostblockcharmes vorbeizog - immer wieder, welche Unterkunft uns bestimmt sein würde. Je näher wir dem Stadtzentrum kamen, desto hoffnungsfroher wurden wir, als immer mehr renovierte Schmuckstücke das triste Grau durchsetzten. Die Spannung stieg mit jeder Minute, die wir den Block umrundeten, in dem sich unser Hostel „Grampa’s“ laut Navi befinden sollte. Recht groß war jedoch die Ernüchterung, als wir schließlich unseren „Prachtbau“ sahen. Unter den vielen renovierten Gebäuden schienen wir genau das große Los gezogen zu haben: Ein Haus, das sicherlich in der Vergangenheit zu imponieren wusste, definitiv jedoch nicht mehr jetzt. Es schien geeignet als Paradebeispiel eines während der Ostblockzeit heruntergekommenen Stadthauses: Grau in Grau, abgeplatzter Putz, den Torbogen des Eingangs zierte eine Bierdose und die Konturen diverser Flüssigkeiten ungewissen Ursprungs, kombiniert mit unterschiedlichsten Gerüchen menschlichen Ursprungs, verstärkten unser Unbehagen. Umso erleichterter waren wir, als wir aus dem heruntergekommenen Treppenhaus in eine völlig andere Welt traten:  Urin- und Modergeruch wichen einem frischen, fast blumigen Duft, das Grau hellen, mit freundlichen Farbtönen durchsetzten Wänden. An der kleinen Rezeption begrüßte unsere Lehrer eine junge Polin in perfektem Englisch und das alternativ-internationale Publikum im Aufenthaltsraum rundete das Wohlfühlambiente ab. Wir waren erleichtert. Nahezu euphorisch wurde die Stimmung, als sich wie ein Lauffeuer verbreitete, dass es einen kostenlosen W-LAN-Zugang gab, was einigen von uns das Überleben sicherte. Zu groß wäre ansonsten die Gefahr gewesen, sich von Angesicht zu Angesicht unterhalten zu müssen.

Nachdem wir uns in unseren Schlafräumen eingerichtet hatten, brachen wir zu einer Stadtbesichtigung auf, die uns vielerlei Interessantes entdeckten ließ. So fielen uns beispielsweise einige alte und teils wirklich prächtige Gebäudekomplexe vergangener Jahrhunderte auf, die bereits restauriert waren und die einst große Bedeutung Breslaus erahnen ließen, wie beispielsweise die Universität Breslau. Auf der anderen Seite erhalten städtebauliche Wunden und Spuren des Zerfalls, die zum Teil auf die schweren Gefechte im Zweiten Weltkrieg und die kommunistisch-geprägte Zeit des Niedergangs hinweisen, den morbiden Charme einer noch von der Gentrifizierung verschonten Stadt, die sich in ihrer Gegensätzlichkeit reizvoll jung und alternativ präsentiert. Den kurzen Stadtrundgang begleiteten wir mit einigen Kurzreferaten, die sich neben der Geschichte Wrocławs auch mit den wichtigsten Sehenswürdigkeiten beschäftigten. Anschließend hatten wir uns das Abendessen redlich verdient und kehrten in ein typisch polnisches Restaurant ein. Nach einigen Schwierigkeiten wie dem Lesen der Speisekarte probierten wir traditionelle polnische Gerichte, z.B. Pierogi. Das sind Teigtaschen mit unterschiedlicher Füllung und Sourcream. Wir probierten von allem ein bisschen und stellten fest, dass es superlecker schmeckt.

Am Ende eines langen Tages kamen wir müde im Hostel an und sprachen über unsere ersten Eindrücke über ein uns noch fremdes Land, das wir in den nächsten Tagen besser kennenlernen würden.

Veronika Senft & Annabelle Blaschke

 

 

03. Juli: Ankunft in Gromnik

                              

                                                       

                                                                        

Nach einem leckeren Frühstück in Breslau ging es auf die zweite Etappe der Busfahrt nach Gromnik und erneut blieb im Ungewissen, was uns an unserem eigentlichen Zielort erwarten würde. Würden die polnischen Jugendlichen uns offen empfangen und, was noch wichtiger war, würden wir uns auch verständigen können? Von unseren Lehrern hatten wir nämlich erfahren, dass wir in einem Internat in Wohngemeinschaften untergebracht werden würden: zwei bis drei deutsche Schüler jeweils zusammen mit zwei polnischen Schülern. Der erste Teil der Strecke, der uns über die niegelnagelneue Autobahn auch an wichtigen polnischen Städten wie Kraków vorbeiführte, gestaltete sich eher eintönig. Es gab wenig zu sehen, lediglich bestätigte sich, was wir in einem Referat auf der gestrigen Busfahrt gehört hatten: Im Gegensatz zu Deutschland war Polen erkennbar weniger dicht besiedelt und so fuhren wir endlose Kilometer vorbei an Wäldern und Feldern, ohne dabei größere Zeichen der Zivilisation zu entdecken. So lockerten wir die Fahrt immer wieder durch kleinere Pausen auf, in denen wir uns die Zeit erneut mit Frisbeespielen und Essen vertrieben. Schlagartig änderte sich jedoch das Bild, sobald wir die Autobahn verlassen hatten. Wir alle waren von der polnischen Landschaft beeindruckt und stellten große Unterschiede in der Architektur der Wohnhäuser fest. Neben den obligatorischen, vereinzelt auftauchenden, klischeehaft verfallenen Betonruinen präsentierten sich uns auch einige Highlights, wie zum Beispiel großzügige und liebevoll gestaltete Gartenanlagen und Häuser mit süßen Türmchen und zahlreichen Erkern und Verschnörkelungen. Der Weg führte uns weiter durch spärlich besiedelte, wunderschön grüne Landstriche mit saftigen Wiesen und dichten Wäldern, aber auch durch kleine Dörfer mit den typischen Überlandstromleitungen, auf deren Masten so mancher Storch sein Zuhause errichtet hatte. Die vereinzelten Gehöfte und Ortschaften, die dann und wann in der immer hügeliger werdenden Landschaft auftauchten, verliehen diesem polnischen Landstrich mit ihren zahlreichen kleinen, teils vollständig aus Holz bestehenden Kirchen und Häusern einen ganz besonderen Flair. Insgesamt schien uns das Leben in diesem Landstrich wohltuend unaufgeregt und langsamer als in unseren Heimatorten abzulaufen, irgendwie ursprünglicher.

Gegen 15:00 Uhr trafen wir dann schließlich in dem netten, kleinen Dorf Gromnik ein und erreichten wenig später den Parkplatz der Schule, wo wir in gespannter Erwartung auf das Aufeinandertreffen mit unseren polnischen Partnern warteten. Die zwanzig polnischen Jungen und Mädchen trafen wir schließlich zum ersten Mal im Speisesaal, wo das Aufeinandertreffen gleich nahtlos in ein nachmittägliches Mittagessen überging. Lustig war dabei, dass sich sofort ein polnischer und ein deutscher Block bildeten, mit einem Schnittpunkt, an dem die ersten vorsichtigen Annäherungen stattfanden. Dann galt jedoch dem Essen unsere Aufmerksamkeit: Als Vorspeise bekamen wir eine Reissuppe serviert, als Hauptgericht gab es Kartoffeln mit Schnitzel oder Fisch. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, machten wir uns auf den Weg zu unserem Wohnheim, was sich jedoch mit dem Bus etwas schwierig gestaltete, sodass wir mit dem Heck fast an der Hauswand entlanggeschrappt wären. Super gespannt und schwer beladen schleppten wir uns und unser Gepäck die Treppen hoch und freuten uns nach der anstrengenden Reise schon auf gemütliche Zimmer. Obwohl die Betten einen etwas wackligen Eindruck machten, waren wir froh, endlich angekommen zu sein. Da unsere Neugier jedoch überraschenderweise über die am Ende der Fahrt aufgekommene Müdigkeit siegte, gingen wir noch auf eine kurze Erkundungstour und folgten unseren polnischen Partnern auf ein Eis in den gegenüberliegenden Supermarkt. Um die ersten Verständigungsschwierigkeiten zu überwinden, beschlossen wir, gemeinsam Volleyball, Fußball, Frisbee oder Tennis auf der großen Sportanlage zu spielen. Leider mussten wir dabei feststellen, dass wir unseren polnischen Austauschpartnern zumindest beim Volleyballspielen hoffnungslos unterlegen waren. Die körperliche Betätigung bei sommerlichen Temperaturen forderte schließlich bald ihren Tribut und der Hunger meldete sich immer unnachgiebiger, bis wir ihn mit einer kleinen Brotzeit in der Mensa zufriedenstellten. Anschließend warteten wir auf den Direktor der polnischen Schule, der uns aufgrund einer Verspätung allerdings erst im Wohnheim mit Schokolade begrüßen konnte. Auch den polnischen Tanz, den er uns zeigen wollte, würden wir erst im Laufe der nächsten Tage kennenlernen. Im Handumdrehen war es so Nacht geworden, was für uns bedeutete, sich bettfertig zu machen. Da es für zwanzig Personen auf einem Stockwerk nur zwei Bäder gibt, waren diese leider dauerbesetzt und die Badsuche glich einem Glücksspiel. Irgendwie kam jedoch trotzdem fast jeder zum Zug und so fielen wir nach einem anstrengenden und erfahrungsreichen Tag zumeist frisch geduscht und erschöpft ins Bett.

Hannah Wächter & Stefanie Uhle

 

4. Juli: Tarnów 

                                                                      Polen-Deutsche

Hóla! Der 4. Juli dieses Jahres begann wahlweise mit einem sehr verschlafenen „Mooorning“, „Guten Tag“ oder im Optimalfall einem originalpolnischen „Dzień dobry“. Etwas war jedoch anders als am Vortag: Wir alle trugen das weiße T-Shirt des Volksbundes: Warum? Weil heute der offiziellste Teil unserer Reise auf dem Programm stand: Der Besuch im Rathaus der Stadt Tarnów (Tarn-off??), wo uns ein Vortrag über Regionalgeschichte und eine Stadtführung erwarteten. Zuerst stand jedoch das obligatorische Frühstück auf dem Plan, diesmal auch mit den für Polen typischen dicken warmen Würsten: Zum Anbeißen. Dann hieß es wieder „Die Türen zu!“ und los ging es. Das Gebiet, das wir bei der Anfahrt auf Tarnów durchfuhren, imponierte mit seiner von Kirchen übersäten Landschaft, deren Architektur mehr Charme bot als in der Heimat. Das lag neben der Architektur auch daran, dass in Polen die katholische Religion noch einen festen Platz im alltäglichen Leben zu haben schien. Sehen konnten wir dies auf unserem Weg nach Tarnów in Tuchów, einem kleinen Ort, der in ganz Polen den Status eines wichtigen Wallfahrtsortes hatte. Am heutigen Tag war, wie es der Zufall wollte, Kirchweih, was das Dorf an den Rand eines Verkehrsinfarktes zu bringen schien. Der Kirchenhügel glich dann auch einem Volksfest, Stand reihte sich an Stand, zwischen denen sich Menschenmassen durchschoben. Über allem ragte die monumentale Kirche empor. Wir ließen das bunte Treiben jedoch vorerst rechts liegen und setzten die Fahrt zu unserem eigentlichen Ziel fort. In Tarnów angekommen wurden wir beim Aussteigen aus dem wohltemperierten Bus neben Herrn Żądło, dem Beauftragten des Distrikts Tarnów für Kultur, auch von einer Hitzewand begrüßt, die manche fast zur Weißglut brachte. Herr Żądło war einer der wichtigsten Unterstützer des Austausches vor Ort und nebenbei ein absoluter Kenner der Kriegsfriedhöfe der Gegend. Der offizielle Charakter unseres Tarnów-Besuches wurde uns erst nach und nach bewusst, vor allem als sich plötzlich neben Frau Bellmann, die ein Gruppenphoto machen wollte, ein Kameramann aufbaute, der uns auch die folgenden Stunden nicht von der Seite wich. Aber zurück zum Rathausaufenthalt: Das fundierte Fachwissen von Herrn Żądło wurde einigen von uns fast zum Verhängnis, da sich herausstellte, dass er eigentlich fast alle der über 300 Kriegsgräberstätten in der Umgebung kannte und auch Photos davon hatte. Diese wollte er uns, so schien es uns zumindest, alle in dem einstündigen Vortrag zeigen. Als die Rede zum von vielen nicht mehr für möglich gehaltenen Ende kam, wurden uns unter anderem leckere kleine polnische Gebäckstücke angeboten. Anschließend suchte die Meute ihren Weg zu den Toiletten, was sich als „relativ“ schwierig erwies. Zwar waren wir Engpässe bereits vom Internatsaufenthalt gewohnt, diesmal war das stille Örtchen jedoch mit einem Passwort elektronisch geschützt, sodass man im gesamten Verwaltungsgebäude verzweifelte Schüler umherirren sah, die den Weg zu einer sagenumwobenen Toilette suchten, welche - so hieß es - mit einem Rollstuhl-Symbol gekennzeichnet und ohne Passwort zu benutzen war. Nach dem Ende des Empfangs gab es am Bus Lunch-Pakete, die alle gierig verschlangen. Gesättigt und voller Tatendrang kamen wir wenig später im Zentrum an, wo die Stadtführung durch das schöne Tarnów begann. Die Führerin erklärte zu Beginn die Stadtgeschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Danach verschafften wir uns mit der Gruppe einen Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der anschließende Aufenthalt im Stadtpark war eine willkommene Abwechslung: Man glaubt kaum, wie erleichternd es sein kann, sich auf eine altersgeplagte Parkbank zu setzen. Die Führung endete mit dem Besuch einer Kathedrale mit imposanten und faszinierenden Monumenten und Altären. Daraufhin hatte jeder eine Stunde wohlverdiente, aber dennoch zu kurze Freizeit, womit aber auch leider unser kurzer Aufenthalt in Tarnów schon endete! Wieder auf der Landstraße erlaubte es uns die Zeit noch, das zuvor erwähnte Kirchweihfest in Tuchów für eine halbe Stunde zu besuchen, um so auch das religiöse Alltagsleben in Polen für uns zu entdecken. Neben Unmengen an Süßigkeiten konnte man auch religiöse Accessoires wie Rosenkränze und – was läge näher – Spielzeugwaffen unterschiedlichster Ausführung erwerben. Nach diesem 20-minütigen Aufenthalt ging es wieder zurück zur Schule, wo eine Brotzeit für uns bereitstand, bevor wir den Abend mit Deutschland-Spiel und Spaß ausklingen ließen und froh waren, dass Deutschland ins Halbfinale einzog. 

                                                                                                                                                                                                                                 Rafi und Kiki

 

  

5. Juli: Geschichte erfahren

 Heute Morgen trafen wir uns erst eine halbe Stunde später vor dem Internat als sonst, um gemeinsam wie jeden Tag zum Frühstücken in die Schulmensa zu gehen. Es stand der erste von geplanten drei Workshops an und wir hatten noch keine Ahnung, was uns erwarten würde. So gingen wir gespannt in das Klassenzimmer, wo wir von einem uns bis dahin noch unbekannten Lehrer begrüßt wurden, der sich uns als Herr Maciej Rzeźnik vorstellte. Er war Englisch- und Geschichtslehrer, kannte sich besonders gut mit der Geschichte der Region Małopolska (=Kleinpolen) aus und war vor allem deswegen hier, weil wir uns im Rahmen des Workshops mit dem Thema „Małopolska während des Ersten Weltkrieges“ beschäftigen würden. Nachdem uns mithilfe zweier kurzer Filmausschnitte nochmals das Wichtigste zur polnischen Geschichte und zu den Geschehnissen an der Ostfront im Ersten Weltkrieg vermittelt worden war, setzten wir uns in deutsch-polnischen Gruppen mit der Geschichte der Region Małopolska auseinander. Ziel war es, die Ergebnisse dann im Rahmen einer kurzen Präsentation vorzustellen. Außerdem war auch wieder der Kameramann dabei und filmte uns bei der Arbeit und... – ja – auch bei der Präsentation, die jeweils auf Englisch zu halten war. Komischerweise wussten die wenigsten Schüler von uns, warum das alles eigentlich gefilmt wurde, denn – was ist so spektakulär an Vierzehn- und Fünfzehnjährigen aus dem kleinen Gaimersheim, die Polen besuchen? Das blieb vielen von uns ein Rätsel. Die insgesamt ansprechendsten Vorträge wurden von Lehrern und Schülern mit einem Schokoladenschmaus prämiert.  

Nach einer kleinen Pause im Schulhof ging es dann auch schon gleich weiter mit dem Bus – zu einer Kriegsgräberstätte des Ersten Weltkrieges. Der Weg dorthin entpuppte sich als „gefahrvoll“, stellte er einige von uns doch vor bewegungstechnische Herausforderungen, anderen setzte er mit einer seiner brutalsten Waffen zu: der gemeinen Brennnessel. Nachdem uns der Bus an einer Straße rausgelassen hatte, mussten wir nämlich erst einen "Berg" erklimmen, hüfthohes Gras und dichtes Gebüsch überwinden, um endlich den im Dickicht versteckten Friedhof zu erblicken. Zuvor machte uns Maciej noch bewusst, dass genau hier im Ersten Weltkrieg österreichisch-ungarische und deutsche Truppen gegen russische Einheiten gekämpft hatten; besonders tragisch dabei: Da das ursprünglich polnische Gebiet unter allen drei Mächten aufgeteilt war, konnte es passieren, dass polnische Verwandte, ja im Extremfall auch Brüder in verschiedenen Armeen gegeneinander kämpfen mussten. Eine unglaubliche Vorstellung. Aber zurück zum Friedhof: Im Gegensatz zu den Friedhöfen in Deutschland, auf denen alles sauber und geordnet ist, war dieser das komplette Gegenteil. In der Mitte des Friedhofes war ein großes Kreuz zu erkennen, das von ungefähr 30 kleineren Kreuzen auf Steinsockeln umgeben war. Jedoch waren viele der Kreuze abgebrochen und die Inschriften nur schwer oder überhaupt nicht mehr zu erkennen. Ebenfalls waren auch orthodoxe Soldaten aus Russland beerdigt, was man an einem orthodoxen Doppelkreuz erkennen konnte. Der Gesamteindruck dieses beeindruckenden Ruheortes war: verwachsen, unbeachtet, nicht geordnet und für die Bewohner des Ortes vermutlich auch bedeutungslos.  

Nach diesem Ausflug ging es zurück zur Schule, wo wir Mittag aßen und uns leider von Tamia verabschieden mussten, da es ihr nicht so gut ging. Anschließend fuhren wir mit unserem privaten Chauffeurservice zu einem Museum. Dort teilte sich die Gruppe: Eine Hälfte ging in dieses  Museum der anderen Art: Als wir in den Raum kamen, war es stockduster. Gezeigt wurden typische Tiere des kleinpolnischen Naturraums. Die verschiedenen Ausstellungsstücke wurden jedoch erst sichtbar, wenn etwas über einen Lautsprecher gesagt wurde. Erklärungen gab es auf Deutsch, jedoch mit manchmal wirklich lustigen Übersetzungsfehlern. Die andere Hälfte begab sich in die sogenannte „Stone City“. Sie befindet sich in einem sehr hügeligen und schwer begehbaren Wald und hat ihren Namen von den vielen Felsformationen, die sich über das ganze Waldgebiet erstrecken. Naheliegend war, dass viele versuchten, auf den ein oder anderen Felsen zu klettern, was jedoch nicht immer gelang.

                                                                                                                                      

Nach dieser kleinen Wanderung fuhren wir zu einem weitaus tristeren Ort, einen Ort des Todes und des unsäglichen Leids: Rzepiennik Strzyżewski; Als wir in dem Ort ankamen, deutete nichts darauf hin, welche Tragödie sich während der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg abgespielt hatte. Bis zum Einmarsch der Deutschen war Rzepiennik Strzyżewski Heimat einer lebendigen jüdische Gemeinde, für die sich dann eines Tages alles änderte. Von den Deutschen unter dem Vorwand einer Umsiedlung zusammengetrieben machten sich 364 Menschen, darunter Mütter, Väter und auch Kinder auf den Weg in ihren Untergang. Wann würden die ersten wohl geahnt haben, dass etwas nicht stimmte und ihr Leben und das der Liebsten bedroht waren? Nun, über 70 Jahre später, gingen wir genau den Weg, den damals diese armen Menschen gehen mussten: ein beklemmendes und beängstigendes Gefühl. Als ein geschotterter Weg von der engen Teerstraße abzweigte, forderte uns Herr Rzeźnik auf, uns auf den Boden zu setzen; an dem Platz, wie er uns erklärte, wo damals 364 Leute saßen und auf den Tod warteten. Diese für die jüdischen Bewohner Rzepiennik Strzyżewskis an sich schon unvorstellbar grausame Situation wurde noch verstärkt, da sie ihren Freunden, Bekannten und Verwandten, die in Zehnergruppen von den Deutschen in den Wald abgeführt wurden, beim Sterben zuhören mussten. Das beklemmende Gefühl wuchs, als wir immer tiefer in den Wald gingen und uns der eigentlichen Erschießungsstätte näherten. Als wir an dem Ort der Hinrichtung ankamen, sahen wir eine riesige, in den Waldboden eingelassene Betonplatte, die mit Blumen, Kerzen, Steinen und Kreuzen geschmückt war. Wir legten – so wie es jüdischer Brauch ist – als Zeichen des Respekts einen Stein auf das Grab, an dem Ort also, wo 364 Menschen auf so schreckliche Art und Weise den Tod fanden. Diese Zahl war mit Steinen auf das Grab gelegt. Nach einer kurzen Zeit der Andacht machten wir uns auf den Rückweg und die Erleichterung war vielen anzumerken, als wir das Waldgebiet verlassen hatten. In vielen Gesprächen ging es dabei um das Erlebte, Gesehene und Gefühlte; Nachdem wir diesen eher unbeachteten Ort verlassen hatten, fuhren wir mit dem Bus zurück zum Abendessen, wo Tamia bereits wieder gesundet und hungrig auf uns wartete. Beim Essen konnten wir Gedanken und Eindrücke des erlebten Tages miteinander teilen, bevor wir den Abend im Internat ausklingen ließen.

                                                                                                                                                                                                                                                     Marie, Kathi

 

7. Juli: Friedhofsarbeit

Der Tag begann, wie gewohnt, hart: frühes Erwachen in fremden Betten, obligatorischer Kampf um die Bäder, Treffen zum Frühstücksgang vor dem Internat. Das Frühstück bestand wie gewohnt aus Müsli mit warmer Milch, einem Käse-Wurst-Buffet und dem polnischen Klassiker, Tomaten-Gurken-Platten. Für den heutigen Vormittag stand ein weiterer Workshop auf dem Plan. Nach dem ersten, etwas nüchternen Workshop mit geschichtlichem Schwerpunkt klang der Titel des heutigen Workshops hinsichtlich des Spaßfaktors vielversprechender: Der Fokus lag dieses Mal auf dem Thema Toleranz und Vorurteile. Eine zentrale Frage war, welche Stereotype Deutsche Polen, Polen Deutschen, aber auch Deutsche Deutschen und Polen Polen zuordnen. In dem Zusammenhang bestand die mit Abstand lustigste Aufgabe daraus, in den polnischen und deutschen Gruppen jeweils einen den Vorurteilen entsprechenden typischen Polen und Deutschen zu zeichnen. Die anschließende Präsentation und Auswertung der teils kurios-lustigen „Kunstwerke“ zeigte uns unter anderem, dass ein Stereotyp, das mit Polen und Deutschen gleichermaßen verbunden wird, der Alkoholkonsum ist; was dem Deutschen das Bier, scheint dem Polen der Wodka. Interessant auch, dass viele der als typisch deutsch empfundenen Eigenschaften bayerische sind. Abschließend versuchten wir zu klären, warum es Stereotype gibt und welche Gefahren aus Vorurteilen entstehen können. Viele Ideen und Gedanken wurden gesammelt, die Gespräche teilweise sogar noch beim Mittagessen weitergeführt. Apropos Mittagessen: Was stand wohl diesmal auf dem Speiseplan? Lag es an den vor kurzem noch besprochenen Vorurteilen gegenüber Deutschen und ihren Essgewohnheiten oder gab es einen anderen Grund, warum so oft Kartoffeln auf dem Speiseplan standen?

Mit gefülltem Bauch machten wir uns eine halbe Stunde später in zwei Gruppen auf den Weg zu zwei Friedhöfen des Ersten Weltkrieges, die dringend der Pflege bedurften. Gromnik und Umgebung lagen während des Ersten Weltkrieges direkt im Kampfgebiet einer der zentralen Schlachten der Ostfront, der Schlacht von Gorlice-Tarnów. In zahlreichen heftigen Gefechten trafen österreichisch-ungarische und deutsche Truppen auf die russische Armee. Es gab viele Gefallene zu beklagen und so beschloss man damals – im Gegensatz zum Vorgehen an der Westfront – die toten Soldaten gleich auf den jeweiligen Schlachtfeldern in kleinen bis mittleren Soldatenfriedhöfen zu beerdigen. Weit über 300 dieser Soldatenfriedhöfe gibt es so im Distrikt Tarnów, von denen uns zwei in der Umgebung von Gromnik für Pflegearbeiten zugewiesen worden waren. Beide lagen wunderschön eingebettet in der kleinpolnischen Hügellandschaft und wenig schien auf den ersten Blick auf die Schrecken hinzuweisen, die vor knappen hundert Jahren hier unzählige junge Männer durchleben mussten und oft genug mit ihrem Leben bezahlten. Besonders tragisch war das Schicksal des polnischen Volkes in diesem Konflikt: Da Polen als eigenständiger Staat in dieser Zeit nicht existierte und sich die drei Großmächte Deutschland, Österreich-Ungarn und Russland das polnische Gebiet aufgeteilt hatten, kämpften Polen in allen drei Armeen; im schlimmsten Fall trafen also Brüder auf dem Schlachtfeld aufeinander. Angesichts dieser Dimensionen ließen wir uns von der brütenden Hitze, Strömen von Schweiß, aggressiven Mücken, die sich selbst von Jeansstoff nicht aufhalten ließen, und den obligatorischen Zecken nicht beirren und versuchten, den Gefallenen durch unsere Arbeit Respekt zu zollen und zum Erhalt dieser beeindruckenden Erinnerungskultur beizutragen: Wir befreiten Kreuze, so gut es ging, von ihrer moosgrünen Patina, Friedhofsmauern von dicken Moosteppichen, säuberten Grabsteine mit Stahlbürsten von hartnäckigem Belag, strichen rostgeschädigte Kreuze; und das alles gemeinsam mit unseren polnischen Partnern. Manchem wurde bewusst, wie glücklich wir sein konnten, in einer friedlichen Zeit zu leben.

Nach stundenlanger Arbeit kamen wir endlich mit zerstochenen Beinen und verdreckten Lungen im Internat an. Statt der erträumten, ausgiebigen Wellness-Dusche bekamen wir jedoch nur 15 Minuten für vierzig Duschgänge in unseren vier Bädern. Deswegen ging es für manchen von uns nur teilgetrocknet eine gefühlte Viertelstunde nach Ankunft zum Abendessen. Nach dem Essen bereiteten wir uns in gemeinsamen Gesprächen auf den morgigen Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz vor und gingen früh ins Bett, da uns morgen ein emotional belastender Tag erwartete.

Workshop                     Friedhofsarbeit I                    Friedhofsarbeit II               


            Friedhofsarbeit III

 

08.07: Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz

Für heute war der Besuch des Konzentrationslagers Auschwitz geplant. Wir wussten, dass dieser Besuch sehr belastend werden würde, würde er uns doch in die Abgründe der Menschheit und das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte blicken lassen; so begaben wir uns um 06.00 Uhr mit einem mulmigen Gefühl auf die gut zweieinhalbstündige Fahrt. Wir hatten zwar im Geschichtsunterricht schon viel über Konzentrationslager gehört und wussten, dass Auschwitz zu den schlimmsten gehörte, jedoch waren wir unsicher, welche Eindrücke uns an diesem Ort, der für so unzählig viele Menschen den Tod bedeutet hatte, erwarten würden. Das Frühstück wurde zur Abwechslung im Internat vorbereitet, damit wir uns pünktlich auf den Weg machen konnten. Die Fahrt verlief für die Lehrer ungewohnt ruhig, da viele Schüler die Schultern ihrer Nachbarn als bequemes Kissen nutzen konnten. Als wir unser Ziel erreicht hatten, wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt, eine polnische und eine deutsche, welche jeweils eine Führung in ihrer Muttersprache erhielt, damit auch alles richtig verstanden werden konnte. Mit dem Durchgehen des berüchtigten Haupttores mit der so zynischen Inschrift „Arbeit macht frei“ begann die Besichtigung des Stammlagers der KZ-Gedenkstätte. Wir machten einen Rundgang durch einzelne Baracken, welche heute als Ausstellungsort und Gedenkstätte genutzt werden, früher jedoch für die KZ-Insassen Schmerz, Erniedrigung und Tod bedeuteten. Besonders der Anblick persönlicher Gegenstände der KZ-Häftlinge, verschiedenster Dokumente und schockierender Bilder machte vielen von uns schwer zu schaffen. Kaum zu ertragen waren der Anblick Hunderter kleiner Kinderschuhe und Berge von Haaren, die von den Nationalsozialisten als Rohstoff unter anderem an deutsche Industriebetriebe verkauft worden waren; grundsätzlich war nicht zu begreifen, was Menschen bereit waren, anderen Menschen und sogar Kindern anzutun. Das Grauen erreichte seinen Höhepunkt, als wir im letzten Teil der Führung die Gaskammern und das Krematorium betraten. Menschen waren hier zu Hunderttausenden getötet worden, Männer und Frauen jeglichen Alters, ja sogar Kinder...

Noch brutaler – was ja eigentlich nicht vorstellbar war – waren laut unserer Führerin die Verhältnisse im riesigen Außenlager Auschwitz-Birkenau, das wir im Anschluss besuchten. Ausgehend von den berüchtigten Eisenbahnschienen, über welche Hundertausende von Menschen damals unter katastrophalen Bedingungen in Viehwaggons nach Auschwitz-Birkenau transportiert wurden, vollzogen wir den Weg nach, den diese armen Seelen vor mehr als siebzig Jahren gehen mussten. Nur schwer zu ertragen war der Ort der Selektion: Hier entschieden SS-Ärzte sofort nach dem Verlassen der Waggons, wer vorerst „leben“ durfte und wer sofort in die Gaskammern gehen musste. Mütter, Kinder, Eltern, Geschwister... sahen sich hier zum letzten Mal. Insgesamt schätzen Historiker die Zahl der Opfer im Konzentrationslagerkomplex Ausschwitz auf über 1,1 Millionen Menschen. Wie soll der menschliche Geist solche Zahlen begreifen?

Nach diesen Eindrücken verbrachten die meisten von uns die Rückfahrt in Stille und versuchten auf unterschiedliche Arte und Weise, das Erlebte zu verarbeiten.

Nach unserer Ankunft an der Schule erwartete uns ein warmes Abendessen. Im Internat angekommen gab es noch polnisch-deutsche Gesprächsrunden, in denen wir uns mit den Eindrücken des Auschwitzbesuches auseinandersetzten und unter anderem über die Frage diskutierten, welche Lehren aus den Geschehnissen während der Zeit des Dritten Reiches gezogen werden mussten. Einige Fußballinteressierte beschlossen den Abend mit der Übertragung des Fußballspiels Deutschland gegen Brasilien.              

                                     

 

 

09.07: Tag am See

Diesmal begann unser Tag um 8:30 Uhr, also eine halbe Stunde später, weswegen aber trotzdem keiner fitter war. Zum Frühstück gab es mal wieder Weißbrot – gesegnet sei da die bayerische Brotkultur – unseren geliebten Zuckertee oder lecker Kaba. Der alltägliche Kampf um das Nutella blieb natürlich auch nicht aus. Nach dem Frühstück setzten wir uns gleich in den Bus und fuhren zu einem in der Nähe gelegenen See, der auch überregional als Urlaubs- und Entspannungsort beliebt ist. Dort teilten wir uns in zwei Gruppen mit je zehn polnischen und zehn deutschen Schülern auf. Die erste Gruppe begann mit einem Kajakausflug. Bevor wir mit den Zweierkajaks ablegen konnten, mussten wir eine Sicherheitsweste anlegen und uns paarweise zusammenfinden. Die erste Herausforderung bestand darin, in das Boot einzusteigen, ohne sofort ins Wasser zu fallen. Nachdem dies irgendwie alle doch ohne größere Unglücksfälle geschafft hatten, machte sich ein trügerisches Gefühl der Entspannung breit: Wer sich jedoch auf einen entspannten Bootstrip gefreut hatte, sah sich getäuscht; was im Fernsehen und bei geübten Bootsführern so leicht und spielerisch aussieht – die Koordination der Paddel – erwies sich in unserem Fall als tückisch und gefährdete bei so manchem Pärchen den Bootsfrieden. Als wäre das Handling des eigenen Paddels nicht schon genug gewesen, musste man sich auch noch mit dem zweiten Bootsführer einig werden: Paddel krachten aufeinander, Zickzack-Kurs war angesagt, nicht selten kam es zu Kollisionen mit anderen Booten. Nach einer Weile und – wer hätte das nach den ersten Minuten erwarten können – ohne Verluste ordnete sich das Bild hinter unserem Flottenbefehlshaber Marek, alle hatten ihr Boot unter Kontrolle und genossen die Fahrt. Langsam konnten wir dann auch unseren Blick von Paddel, Boot und Vordermann lösen und die Umgebung näher betrachten. Wir paddelten um eine wunderschöne, dicht bewaldete Insel, die mitten in dem See lag. Eine gute halbe Stunde später machten sich dann jedoch bei den meisten die Oberarme bemerkbar, das Paddeln stellte sich als sehr kräftezehrend heraus. Unsere kleine Flotte hielt jedoch durch und bewältigte auch die letzte Herausforderung, nämlich wieder am Steg anzulegen und auszusteigen. Glücklicher- und überraschenderweise waren alle wieder heil von der eineinhalbstündigen Tour zurückgekehrt. Wir wurden von der zweiten Gruppe abgelöst und konnten nun selbst aus einer ganzen Reihe anderer Aktivitäten wählen: Baden, Volleyball, Frisbee oder einfach auf der Wiese oder im Sand liegen. Nebenbei aßen wir auch das mitgebrachte Lunchpacket, das aus Semmeln, Schokocroissants, Schokoriegeln und Äpfeln bestand. Nachdem dann auch die andere Gruppe von der Paddeltour zurückgekommen war, durften wir noch einmal alle ins Wasser. Leider verging uns die Lust auf das kühle Nass recht schnell, da uns die Sonne verlassen hatte und immer dunklere Wolken aufzogen. Der nächste Programmpunkt, eine Bootstour über den 18 km langen See, ließ uns das schlechtere Wetter zunächst vergessen. Wir bestiegen ein kleines, schnuckeliges Ausflugsboot, auf dem zum Schrecken vor allem der weiblichen Passagiere auch kleine und große Spinnen mitfuhren. Auf halber Strecke fing es dann zu allem Übel noch zu regnen an. Der Großteil konnte sich zwar noch unter die Überdachung retten, der Rest aber musste sich ein Dach aus Handtüchern bauen, das dem immer stärker werdenden Regen jedoch nur bedingt standhalten konnte. Wieder an Land nutzten die Jungs die Zeit bis zum Mittagessen, um an einem Boxautomaten ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Dann gab es endlich Essen. Als wir uns an die Tische setzten, weiteten sich jedoch unsere Augen, denn auf dem Tisch stand eine rosa Suppe! Nach einigem Zögern entschlossen sich dann doch alle, die Suppe zu probieren und es stellte sich heraus, dass sie echt lecker schmeckte, sodass sich einige sogar noch reichlich Nachschub holten. Als Hauptspeise gab es, was für eine Überraschung, Kartoffeln und dazu Schnitzel, als Nachspeise einen Erdnussriegel. Als wir unseren Hunger gestillt hatten, gingen wir wieder hinaus und spielten Volleyball, unser Frisbeefeld hatte nämlich eine Gruppe Kung Fu-Schüler für ihr Training besetzt. Einen Teil zog es so wieder zurück zu dem Boxautomaten, an dem nun die Mädels die ersten Boxversuchen wagten, auch die Lehrer schnitten dabei - nach anfänglichen Problemen - nicht schlecht ab. Anschließend schossen wir noch ein paar Gruppenfotos mitten im Regen mit der polnischen und der deutschen Flagge und dem See im Hintergrund und eilten danach in rasender Geschwindigkeit in den Bus. Wieder im Internat angekommen bekamen wir das Angebot, mit dem Grundschuldirektor und den Lehrern einen weiteren Kriegsschauplatz des 1. Weltkriegs zu besichtigen. Diese Möglichkeit ergriffen dann aber doch nur zwei Schüler, nachdem der Himmel seine Schleusen nun vollständig geöffnet hatte. Der Rest kochte sich in der Küche noch leckeres Essen und ließ den Abend entspannt ausklingen. Trotz der Wetterkapriolen gegen Ende des Tages war es trotzdem wieder ein super Tag geworden.

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Ann-Kathrin & Xenia