Insgesamt über 600 beeindruckte Besucher haben in diesem Jahr die beiden Aufführungen der Oberstufentheatergruppe des Gymnasiums Gaimersheim, die ManiacTs, besucht und belohnten das Ensemble, zu dem auch der Mittel- und Oberstufenchor zählte, am Ende mit frenetischem Applaus und Standing Ovations. Mit „One of us“ hat die Schauspielgruppe nicht nur einen Jugendthriller mit spannenden Wendungen und einem unerwarteten Ende auf die Bühnenbretter gebracht, sondern auch immer wieder Original-Hasskommentare aus sozialen Netzwerken eingebaut, die erschreckende Abgründe der sprachlichen Verrohung der Gesellschaft offenbarten.

Das Theaterstück ist angelehnt an Motive eines Jugendromans: An einem Nachmittag sind fünf Schüler an einer amerikanischen High School zum Nachsitzen versammelt: Bronwyn (stark und engagiert: Jenna-Luies Hengst), das Superhirn, die auf dem Weg zu einer Eliteuniversität ist. Klassenschönheit Addy (facettenreich: Franziska Regensburger) ist die perfekte Modelschönheit und das schmückende Beiwerk für ihren sportlichen Freund Jake (authentisch: Christian Neuwirth). Nate (mysteriös: David Lichtenfeld) hat seinen Ruf als Frauenheld und Drogendealer weg. Cooper (ausdrucksstark: Alexander Haeck) glänzt als Baseball-Spieler und wird dabei von seinem Vater Mr. Clay (zielstrebig: Harun Husiċ) intensiv vorbereitet. Und Außenseiter Simon (beeindruckend: Robin Schnappauf) hat die berüchtigte Social-Media-App „About That“ der Schule unter seiner Kontrolle, in der er regelmäßig geheime Peinlichkeiten seiner Mitschüler aufdeckt. Als Simon plötzlich zusammenbricht und kurz darauf im Krankenhaus wegen eines allergischen Schocks stirbt, ermitteln die beiden Polizeikommissarinnen Lopez und Wheeler (kongeniales Zusammenspiel: Aleyna Brüderlein und Sarah Russo) wegen Mordes. Dabei stellt sich heraus, dass Simon am Folgetag einen Skandalpost auf seiner Social-Media-Plattform absetzen wollte. Im Fokus dieses Posts wären Bronwyn, Addy, Nate und Cooper gewesen. Jeder der vier hatte etwas zu verbergen – und damit ein Motiv.

 

Addy hatte heimlich eine Affäre mit Jakes bestem Freund TJ (kumpelhaft: Joshua Okolinski). Cooper wird zunächst des Dopings beschuldigt, wobei sich danach herausstellt, dass sein eigentliches Geheimnis eine Liebesaffäre mit einem Mann ist, mit dem er seine Freundin Keely (treffend: Lina Burghardt) betrügt.  Bronwyn hat zum Leidwesen ihrer Lehrerin Mrs. Avery und ihrer Direktorin Mrs. Cupta (strenges Regiment: Helen Berkemeyer und Amely Wagner) in ihren Chemiearbeiten betrogen. Dies löst Entsetzen bei ihrer Mutter Mrs. Rojas (fürsorglich: Anastasia Schiffer) aus, die sofort den Anwalt Mason (aalglatt: Lukas Felten) engagiert. Zusätzlich wird Bronwyns Schwester Maeve (Superhirn: Liona Detling) als Computerhackerin aktiv und deckt weitere schmutzige Geheimnisse Simons auf. Nate, der als vorbestrafter Drogendealer in den Hauptfokus der Ermittlungen gerät, wird nicht nur von seinem Freund Chad (cooler Typ: Elias Musmann) unterstützt, sondern muss sich auch auf die Hilfe seiner jungen Hilfsanwältin Eli Kleinfelter (hilfsbereit: Milla Teuscher) verlassen. Während des Stücks stellt sich dabei heraus, dass die beste Freundin Simons, Jane (bewegend: Hanna Hütte) offensichtlich viel enger in die ganze Sache verwickelt ist, als man das zunächst vermutet hätte.  Immer wieder wird den vier Hauptverdächtigen dabei von der Sensationsreporterin Liz Rosen (in ihrem Element: Angelina Burkhart) aufgelauert, die durch ihre Berichterstattung die Plattform für die andere große Thematik in diesem Theaterstück bietet: Unflätige, niveaulose und verstörende Hasskommentare von Anonymen. Diese wurden immer wieder von unkenntlichen Schauspielern, Hatern, aus allen Stockwerken der Aula per Megafon ins Publikum geschrien und regten extrem zum Nachdenken an. Schließlich stammten alle gewählten, schockierenden Worte dieser anonymen Hassgruppe nicht etwa aus einer fiktiven Feder, sondern sie wurden von den ManiacTs aus sozialen Netzwerken herausgefiltert. Gelungen ergänzt wurde das Theaterstück durch zahlreiche mitreißend vorgetragene Lieder des Mittel- und Oberstufenchores unter der Leitung von Andreas Hilz.

So gelang der Oberstufentheatergruppe ManiacTs unter der Gesamtleitung von Hans-Peter Schneider nicht nur die hervorragende Darstellung eines spannenden und extrem durchdachten Jugendthrillers, sondern sie hielten der Gesellschaft mit der Social-Media-Kritik auch theatral den Spiegel vor und setzten ein starkes Zeichen gegen die Verrohung des heutigen Umgangs und der Sprache. Gelungen war dabei die abschließende Szene, in der in pantomimischem und eindrucksvollem Spiel den vermummten Hatern die Megafone aus der Hand genommen, ihre Kapuze zurückgezogen und jeder einzelne durch das Licht einer Taschenlampe sichtbar gemacht wurde. Am Ende wurde aus der Dunkelheit ein riesiges weißes Banner mit der Aufschrift „#GegenHass“ entrollt und damit ein effektvoller Schlusspunkt mit Gänsehautmoment gesetzt. Das beeindruckte Publikum belohnte diese starke, intensive Schauspielleistung aller Beteiligten am Ende mit einem riesigen Applaus und Standing Ovations.

 

Dass die exakt choreografierten Lichteffekte, aber auch der Ton während der Aufführung perfekt funktionierten, schaffte das Schülertechnikteam unter der Leitung von Sebastian Wallek. Das ansprechende Bühnenbild wurde in der Bühnenbau-AG unter der Leitung von Björn Keidel gestaltet. An den zwei Abendaufführungen zeigten alle Akteure des Gymnasiums Gaimersheim auf und hinter der Bühne, welch großen Stellenwert das Theater in dieser Schule genießt und wirklich auch verdient, und schenkten dem Publikum tiefgründige, bewegende Unterhaltung auf höchstem Niveau.

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