„Wann treffen wir drei uns das nächste Mal, bei Donner, Blitzen oder Regenstrahl?“ So lauten die ersten beiden Verse von „Macbeth“, einem der bekanntesten Stücke William Shakespeares. Und so startete auch die Mittelstufentheatergruppe des Gymnasiums Gaimersheim, die ManiacTs, unterstützt von Schulchor und Schulensemble in ihre beiden beeindruckenden, düsteren und fulminanten Theaterabende, die über 800 Besucher begeisterten.
Die ManiacTs sind die erste Theatergruppe des Gymnasiums Gaimersheim und sie wurden im Jahr 2011 gegründet. In den beiden vergangenen Schuljahren haben sie durch die zwei fantasievollen und märchenhaften Stücke „Momo“ und „Grimm 200.13“ den zahlreichen Zuschauern fröhliche, unbeschwerte Stunden beschert. Doch mit dem Alter der 22 Mädchen und 2 Buben stieg auch der eigene Anspruch, einmal etwas Anspruchsvolles und Tragisches auf der Bühne auszuprobieren. Dass sie sich hierbei gleich „Macbeth“ vornehmen, eines der düstersten, tragischsten und schwersten Stücke Shakespeares, darf durchaus als Paukenschlag gelten, schließlich sind alle Beteiligten erst in der 8. und 9. Klasse. Die Umsetzung des Stoffes ist ihnen dabei in herausragender Weise gelungen. Besonders zu erwähnen ist dabei, dass Shakespeare in diesem Jahr seinen 450. Geburtstag gefeiert hätte, ein Jubiläum, das das Gymnasium Gaimersheim zum Anlass für mehrere Shakespeare-Projekte nimmt.
Die sich eigentlich über fünf Akte, unzählige Figuren und zahlreiche Handlungsorte erstreckende Handlung von „Macbeth“ haben die ManiacTs unter der Leitung von Theaterlehrer Hans-Peter Schneider auf die vier wesentlichsten Figurengruppen reduziert: Macbeth, Lady Macbeth, die guten Gegenspieler und die Hexen. Dabei haben sie sich zum Ziel gesetzt, die einzelnen Gruppen in unterschiedlichsten Facetten darzustellen. So trat Macbeth (Anja Heindler) nicht als Einzelfigur auf, sondern er wurde ständig begleitet von Personifizierungen seines inneren Ichs, dem Gutmenschen (Fiona Ruppert), dem Helden (Laura Genes), dem Ehrgeizling (Marie Schröter) und dem Teufel (Tamia Hainzinger). Als Macbeth in Begleitung seines guten Kampffreundes Banquo (Adrian Kriegel) auf Hexen trifft, prophezeien diese ihm eine glorreiche Zukunft als Than von Cawdor und schließlich schottischer König. Statt den bei Shakespeare drei Hexen erschienen bei den ManiacTs 12 schaurige Gestalten, die ebenfalls die ganze Bandbreite grausamer Zauberschwestern abdeckten, von alten, hässlichen Hexen (Christine Werner, Hannah Koch und Barbara Vogel), über arrogante, selbstsichere (Melanie Sittner, Daniela Völz und Lucia Schiebel) und wirre, marionettenhafte (Leonie Morich, Carina Auer und Veronika Zieglmeier) bis hin zu bösartigen, beschwörenden Hexen (Fanny Koltai, Franka Bäuerlein und Celine Alpert). Die Aussicht auf den von den Hexen prophezeiten Königsthron lässt Macbeth keine Ruhe. Er zaudert, aber seine ehrgeizige Frau Lady Macbeth (Leona Ballauf mit ihrem bösen Ich Emilia Eißmann und ihrem guten Ich Anna Speth) stachelt ihn dazu an, sein Schicksal in die Hand zu nehmen, König Duncan (Constanze Ludwig, die zusammen mit Lara Reif auch als Boten und Mörder auftrat) zu ermorden und den Thron zu besteigen. Macbeth begeht die blutige Tat, wird selbst König und löst dadurch eine Spirale der Verzweiflung und Grausamkeit aus, die schließlich in physischen und psychischen Gräueln endet. Am Ende aber kommt es zum großen Kampf zwischen Macbeth und Macduff (Rafael Börner), bei dem das Gute wieder die Oberhand bekommt.
Neben beeindruckend inszenierten Bildern auf der Bühne begeisterten aber auch ein grandios aufsingender Schulchor und ein tolles Schulensemble, beides unter der Leitung von Musiklehrer Andreas Hilz. Von Anfang an zogen mystische Klänge die Zuschauer in ihren Bann, versetzten sie in eine düstere und unwirkliche Welt. Trauer- und Festlieder, gregorianische Choräle und Filmmusik und einiges mehr gaben die Musiker zum Besten und verstärkten damit die dunkle Stimmung in faszinierender Weise. Im Zusammenspiel von Musik und Schauspiel entstand eine wahre Gänsehautatmosphäre, in der die Zuschauer von der Tragödie voll in ihren Bann gezogen wurden.
Im kommenden Schuljahr wird das Gymnasium Gaimersheim in der fünften Jahrgangsstufe für die neuen Schüler die Möglichkeit zur Wahl einer Chor- oder Theaterklasse einführen, die ebenfalls von Andreas Hilz und Hans-Peter Schneider geleitet werden. Das lässt darauf hoffen, dass sich das Publikum auch weiterhin und noch sehr lange auf so beeindruckende Theaterabende am Gymnasium Gaimersheim freuen kann.
Unter den entsetzten Blicken von Macbeth prophezeien ihm die Hexen den Untergang durch einen Mann, der nicht von einer Frau geboren wurde
Die schrecklichen Hexen in ihrer großen grausamen Vielfältigkeit erfreuen sich am Unheil von Macbeth
Nach schwerem Kampf köpft Macduff Macbeth und besiegt damit dessen Schreckensherrschaft
Zwei Seelen schlagen ach in meiner Brust – Lady Macbeth (Leona Ballauf) wird von ihrer bösen und ihrer guten Seite beeinflusst (Emilia Eißmann, Anna Speth, v.r.)
Personifikationen der Grausamkeit – Der ehrgeizige Macbeth (Marie Schröter), der Teufel in Macbeth (Tamia Hainzinger) und das Böse in Lady Macbeth (Emilia Eißmann, v.l.)
Ein gespaltener Macbeth nach dem Mord an König Duncan – Macbeth (Anja Heindler), der Held Macbeth (Laura Genes) und der Gutmensch Macbeth (Fiona Ruppert, v.l.)
Nach der Ermordung seiner Diener gerät Macbeth immer mehr in einen Strudel der Grausamkeit – Macbeths Teufel (Tamia Hainzinger), Macbeth (Anja Heindler) und Lady Macbeth (Leona Ballauf, v.l.)
Macduff, dich nur fürcht ich, sonst niemanden – Verzweifelt steht Macbeth (Anja Heindler) vor dem letzten Kampf Macduff (Rafael Börner) gegenüber (v.r.)
Am Anfang des Stücks noch gemeinsame Kämpfer gegen das Böse, dann erbitterte Feinde - Banquo (Adrian Kriegel) und Macbeth (Anja Heindler, v.l.)
Voller Wut und Hass nimmt Macbeth (Anja Heindler mit ihrem Teufel Tamia Hainzinger) die Nachricht des Boten (Lara Reif, v.r.) auf
Kränklich und alt und doch durch und durch böse - Die Gruselhexen (Hannah Koch, Barbara Vogel und Christine Werner, v.l.)
Schreckliche Blicke ins Publikum und grausame Gesten - Die Beschwörungshexen (Fanny Koltai, Franka Bäuerlein und Celine Alpert, v.l.)
Grausame Kälte und boshafte Überheblichkeit - Die Eishexen (Daniela Völz, Melanie Sittner und Lucia Schiebel, v.l.)