Zunächst war die Idee, ein Projekt zu machen, dann die Erstellung einer Drahtskulptur, dann die Einladung zur Preisverleihung und schließlich die Auszeichnung: eine gemeinsame Fahrt nach Berlin.

Das Projekt

Die sechs Schüler (Lars Grundheber, Sonal Malagimani, Mark Pitter, Christoph Rehrl, Sebastian Rothe und Lennart Schmidt) des evangelischen Religionsunterrichts in der 10. Klasse hatten gleich zu Beginn des Schuljahres 2014/15 die Idee, ein Projekt – welcher Art auch immer – zu machen. Ihre Lehrkraft, Frau Straßburg, stellte der Gruppe die Ausschreibung des Wettbewerbs „KulturDinge“ der Evangelischen Jugend in Bayern (ejb) vor. Es ging dabei darum, sich mit der Grundhaltung von Dietrich Bonhoeffer und seinem Einsatz für bedingungslose Gerechtigkeit auseinanderzusetzen und dies kreativ umzusetzen.

Die Skulptur

Wir bauen eine Skulptur. Ein Denkmal von Dietrich Bonhoeffer in Lebensgröße soll es werden, der in einer knienden Haltung betet. Das Material? Hasendraht! „Bist Du Dir sicher, dass das hält?“ – „Öh, nein…“ Trotzdem: nach den Herbstferien ging es an die Arbeit. Ein Schüler stand Modell. Nach und nach wurden die Beine, der Oberkörper und die Arme des Schülers mit Maschendraht umwickelt, um die Grundformen in Lebensgröße zu erhalten. Anschließend wurden die Einzelteile endgültig geformt, mit Draht fixiert und zu einer Skulptur zusammengefügt.



Wofür aber steht die Skulptur? Die Religionsgruppe erklärt es so: „Die Grundstruktur besteht aus Maschendrahtzaun, um damit den Zusammenhalt aller Menschen in Frieden zu symbolisieren. Dabei haben wir auf eine authentische Inszenierung geachtet. Seine Hände haben wir im Vergleich zum Körper bewusst sehr klein umgesetzt. Dies soll ausdrücken, dass Bonhoeffer zum Erreichen seiner Ziele stets auf Gewalt verzichtete, sondern seinem Glauben und seinem Verstand folgte. Vor Beginn der Arbeiten an der Skulptur haben wir uns überlegt, wie wir sie mit den Werten, für die sich Bonhoeffer einsetzte, und seinem starken Glauben verbinden können. Wir hielten eine Pflanze für passend, da sie als Symbol für Hoffnung und Leben steht, was Bonhoeffer zu Lebzeiten stets leitete. Ebenso wie sein Glaube in ihm wuchs und ihn durchdrang, soll die Pflanze in der Skulptur wachsen und sie irgendwann vollständig durchdringen.“

Der Wettbewerb

Im Dezember wurde eine ausführliche Dokumentation ihrer Arbeit bei der ejb eingereicht. Mit Texten und Bildern wurde der Jury ihr Projekt erläutert. Die Bonhoeffer-Skulptur bekam einen Warteplatz in der Kunst-Vorbereitung; im Frühjahr, wenn gepflanzt werden kann – man hatte sich für Efeu entschieden –, soll sie dann einen Platz im Schulgelände bekommen.

Die Einladung

Ende Februar bekam die Klasse die erfreuliche Nachricht: die Jury der ejb hat den Beitrag mit einem Hauptpreis bedacht. Was der Preis sein würde, wurde nicht verraten. Die Schülergruppe wurde zur feierlichen Preisverleihung im Rahmen der Jugendbegegnung „Dinge, für die es sich lohnt“ nach Flossenbürg eingeladen, jenem Ort also, an dem Dietrich Bonhoeffer vor 70 Jahren hingerichtet wurde.

Die Preisverleihung

Die viertägige Jugendbegegnung fand am Ende der Osterferien vom 8. bis 11. April genau 70 Jahre nach der Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer im ehemaligen KZ-Gelände Flossenbürg statt. In vielen verschiedenen Arbeitsgruppen, Diskussionsrunden, Andachten und Gesprächen setzten sich die 470 Teilnehmer mit dem Leben und Wirken von Dietrich Bonhoeffer, mit den schrecklichen Ereignissen im zweiten Weltkrieg, aber auch mit den „Dingen, für die es sich lohnt“ auseinander. Die fünfköpfige Schülergruppe des Gymnasiums Gaimersheim reiste in Begleitung ihrer Lehrerin – und natürlich mit ihrem „Bonhoeffer“ – am Freitag, den 10. April mit der Bahn an.

Am Nachmittag hatte sie die Gelegenheit, dem Zeitzeugen Jack Terry zuzuhören. Der 85-jährige erzählte sehr bewegend von seinen Erlebnissen als Gefangener im KZ Flossenbürg.

Beim Festabend im großen Hauptzelt wurden die sechs Hauptpreisträger des Kultur-Wettbewerbes ausgezeichnet. Die 10.-Klässler konnten ihr Projekt auf der Bühne vorstellen und ihren Preis in Empfang nehmen: eine von der ejb organisierte und begleitete dreitägige Fahrt nach Berlin, zusammen mit einer anderen Preisträgergruppe.

Nach der Übernachtung in einem Klassenzimmer der örtlichen Grundschule und dem Frühstück besuchte die Gruppe am Samstag eine Podiumsdiskussion zum Thema „Unterwegs in der Welt“. Anschließend besichtigte sie die Gedenkstätte noch einmal ausführlich und bekam so eine intensive Vorstellung von den Grauen der damaligen Zeit. Mittags ging es zurück nach Gaimersheim, mit den Eindrücken sehr vielfältiger Ereignisse und Begegnungen sowie der Vorfreude auf den Berlin-Besuch, der im Herbst stattfinden wird.

Die Schulfamilie gratuliert Sebastian Rothe, Mark Pitter, Sonal Malagimani, Lennart Schmidt, Christoph Rehrl und Lars Grundheber zu ihrer erfolgreichen Teilnahme!